Jitzchak Ben-Aharon (1906-2006)
Jitzchak Ben-Aharon wurde 1906 in der Bukowina (jetzt Teil des Staates Rumänien) als Jitzchak Nussbaum geboren. Sein Studium der Politikwissenschaft führte ihn Mitte der 1920er Jahre nach Berlin, 1928 emigrierte er in das britische Mandatsgebiet Palästina, 1933 beteiligte er sich an der Gründung des Kibbutz Givat Haim, dem er zeitlebens angehörte.
Ehe sich Ben-Aharon als jüdischer Freiwilliger im September 1940 einem der 15 Bataillone anschloss, die in Palästina zusammengestellt wurden, hatte er führende Positionen in der Arbeiterbewegung wahrgenommen.
Im April 1941 kämpfte er im Range eines Majors unter britischer Flagge gegen die deutschen Invasionstruppen in Griechenland. Dabei geriet er bereits Ende April 1941 in deutsche Kriegsgefangenschaft, die ihn im Juli 1941 in das Gebiet des Deutschen Reiches führte. Nach mehreren Zwischenstationen (Offizierslager im schwäbischen Biberach, Dössel bei Warburg, Eichstätt in Bayern) kam Yitzhak Ben-Aharon gegen Ende 1943 in das Offiziersgefangenenlager Oflag IX A/Z in Rotenburg an der Fulda.
Mit dabei waren zwei andere jüdische Kriegsfreiwillige, die wie er in Griechenland in Gefangenschaft geraten waren. Wie Ben-Aharon waren beide im Offiziersrang, es waren dies Simon Hacohen (s. separate Darstellung) und ein Offizier namens Gershoni. Von letzterem wurde nur der Familienname bekannt.
Hacohen und Gershoni gehörten wie Hacohen zu den drei palästinensischen Offizieren, die Ende 1943 von Eichstätt aus in das Offizierslager in Rotenburg verlegt wurden. Dies berichtet Yoav Gelber in seiner 1981 erschienenen Studie "Palestinian POWs in German Captivity" (Yad Vashem Studies, Vol. XIV, S. 89-137).
Ebenso wie die beiden anderen jüdisch-palästinensischen Offiziere wurde Jitzchak Ben-Aharon im Laufe des Jahres 1944 in das Offiziersgefangenenlager Oflag 79 bei Braunschweig verlegt. Dort erlebte er am 12. April 1945 seine Befreiung durch Einheiten der 30. US-Infanteriedivision.
Ab 1949 gehörte Ben-Aharon über zwei Jahrzehnte der Knesset an, von 1959 bis 1962 war er israelischer Transportminister. In den 1970er Jahren trat Ben-Aharon vehement für einen Rückzug aus den seit 1967 besetzten Landesteilen ein. 1991 wurde unter dem Titel No Regrets ein Dokumentarfilm über Jitzchak Ben-Aharon gedreht. Die 2004 publizierte Biografie (Autor: Yael Gvirtz) trägt den Titel Yeled Lo Ratsui y (dt. "Nicht gewünschtes Kind").
1995 erhielt Ben-Aharon den Israel-Preis für seinen besonderen Beitrag zur Gesellschaft und zum Staat Israel. 2005 wurde er zum 130. besten Israeli aller Zeiten gewählt.
Jitzchak Ben-Aharon starb am 19. Mai 2006 im Alter von 99 Jahren. Die renommierte britische Tageszeitung The Guardian widmete ihm einen
mehrspaltigen Nachruf, ebenso die Jerusalem Post und Haaretz.