Keith Quas-Cohen/ Smith im Dezember 1948 beim Verteilen von Plakaten der Konservativen. 1950 kandidierte er (ohne Erfolg) für ein Mandat im britischen Unterhaus (Bild-Bericht in dem britischen Magazin Jewish Chronicle).

In einem Paddelboot war Hauptmann Keith Quas-Cohen /Smith am 12. November 1941 zusammen mit Leutnant C. Woodhouse  in der Nähe von Le Havre an der französischen Atlantikküste zu einem "Erkundungstrip" aufgebrochen, als er in deutsche  Kriegsgefangenschaft geriet. Diese verbrachte er bis zum 29. März 1945  in Rotenburg an der Fulda.


 


Keith Alexander Smith alias Quas-Cohen (1912-1983)

 

Die Familie Quas-Cohen war Ende des 19. Jahrhunderts vor den Pogromen im zaristischen Russland nach England geflohen und hatte in Manchester eine neue Heimat gefunden.

 

Keith Alexander Smith hatte seinen eigentlichen Familiennamen, Quas-Cohen, abgelegt und sich 1939 unter dem Namen Smith als Soldat registrieren lassen, um im Falle einer Gefangennahme weniger gefährdet zu sein. Was wir über ihn wissen, stammt zum größten Teil aus den Aufzeichnungen von Pater George Forster, veröffentlicht 1893 unter dem Titel" Priest Behind Barbed Wire".

 

Pater Forster kommt auf Keith Smith/Quas-Cohen im Zusammenhang seiner Schilderung von Lagerbesuchen durch die Gestapo zu sprechen:

"Das kam nur dreimal vor und immer ohne Vorwarnung. Sieben oder acht von ihnen kamen früh am Morgen, sie trugen alle schwarze Regenmäntel und Filzhüte. Sie fingen im Kellergeschoss an, um das ganze Gebäude gründlich nach Fluchtmaterial und Schmuggelware zu durchkämmen, sie waren aber höflich und besonnen. Wir mussten in unseren Quartieren bleiben, bis unsere Etage inspiziert war. Da unsere Räume ganz oben waren, waren diese die letzten, die durchsucht wurden.

 

Zwei mit dem Namen Smith, Keith und Alan, nicht miteinander verwandt, teilten sich den gleichen abgeteilten Raum. Keith, ein Jude, […] hatte wie die meisten von uns einen großen Vorrat an Zigaretten angehäuft. Damit die Wachleute zu bestechen, war für ihn ein wahres Vergnügen. Wenn wir dann und wann nach einem dürftigen Mittagessen der Villa Smith, wie wir ihren Raum nannten, einen Besuch abstatteten, war es für uns nichts Überraschendes, zu sehen, wie sie sich eine Portion kaltes Hähnchenfleisch und eine Flasche Wein schmecken ließen.

 

Keith war ein äußerst angenehmer und großzügiger Mensch. Er gab Michael Charlton einen Scheck über 50 Pfund Sterling für die wohltätigen "Little Sisters of the Poor", die "Kleinen Schwestern der Armen".

 

Wenn die Gestapo (bei ihrer Kontrolle) die Etage unter unserer erreicht hatte, ließ er sich in total sachlichem Ton vernehmen: ,Meine Herren, wenn Ihr irgendetwas besitzt, was Ihr zu verbergen wünscht, dann kostet Euch das zehn Zigaretten. Um die Leibesvisitation zu vermeiden, kostet Euch das zwanzig Zigaretten.’

 

Jeder Offizier, der einen Kompass, eine Landkarte, deutsche Währung etc. besaß, übergab diesen Artikel, zusammen mit zehn Zigaretten, an Keith. Er machte dann den Handel mit einem Wachposten, der auf der Treppe positioniert war, und dieser brachte den Artikel in die darunter liegende Etage, wo er ihn jemandem gab, der bereits durchsucht worden war. Jeder, der die Leibesvisitation vermeiden wollte, lieferte zwanzig Zigaretten ab und der Wachmann erlaubte ihm, die Treppe hinab in eine Etage tiefer zu schlüpfen, die bereits inspiziert worden war.

 

Keith war wirklich einzigartig. […] Ihm als Juden muss es eine besondere Befriedigung bedeutet haben, die Gestapo so unmittelbar und direkt vor ihrer Nase zu beschwindeln."  Soweit  Pater George Forster.

 

Hauptmann Keith Smith /Quas-Cohen hatte  einem sog. Commando  angehört, einer der britischen Freiwilligen-Einheiten, die mit äußerst riskanten Einsätzen in den Kriegsverlauf eingriffen. Bei einer mit einem Paddelboot unternommenen Ausspähaktion war er am 12. November 1941 in der Nähe von Houlgate/ Le Havre in der Normandie in Gefangenschaft geraten. Er befehligte seit Mai 1941 einen 24-köpfigen Commando -Spähtrupp.

 

Keith Smith alias Quas Cohen gehörte zu der Gruppe von acht Offizieren, die am 30. März 1945 versuchten, sich in Rockensüß in einer Scheune zu verstecken, nachdem sie dort die erste Nacht des Evakuierungsmarsches verbracht hatten und sich gut aufgenommen fühlten.

 

Nachdem NS-Aktivisten die Fluchtwilligen aus ihrem Versteck gezerrt hatten, kam es zu groben Misshandlungen. Laut Peter Green (The March East, 2012, S. 71) war Smith-Cohen, dessen jüdischer Identität man gewahr geworden war, eine besondere Zielscheibe brutaler Gewaltanwendung. Nach dem Krieg wurde einer der Hauptbeteiligten wegen dieses und anderer Vergehen zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt.


Was ihm am 30. März 1945 misslungen war, schaffte Keith Smith/ Quas-Cohen 12 Tage später, am Abend des 11. April 1945, als ihm zusammen mit seinem Namensvetter Alan Smith in Dittichenrode, der vorletzten Station des Evakuierungsmarsches, die Flucht gelang. Die Flüchtenden hatten große Zweifel, dass die in Dittichenrode plötzlich bereitgestellten Lastwagen sie zu einem sicheren Ziel bringen würden und zogen es vor, sich zu den bis auf wenige Kilometer herangerückten US-Truppen durchzuschlagen, was auch allen tatsächlich gelang.

 

1950 kandidierte Smith/Quas-Cohen für die Konservativen im Wahlkreis Manchester-Cheetham, allerdings erfolglos. 1963 heiratete er Joan Rustin, die Ehe blieb kinderlos. Er starb im April 1984.