Pfarrer Eugene Daniel jr.

 

Bevor er im März 1943 nach Rotenburg kam, hatte Eugene Daniel die Lager in Capua und Moosburg an der Isar hinter sich. Am 16. Februar 1943 war er in Tunesien in Gefangenschaft geraten (die Bilder oben zeigen ihn vor seinem letzten Einsatz und in einer Zeichnung als Kriegsgefangener).

 

Seine Gefangennahme resultierte daraus, dass er sich um verwundete deutsche Soldaten gekümmert hatte, statt sich mit seiner Einheit zurückzuziehen. Von deutscher wie von amerikanischer Seite erhielt er dafür hohe Ehrungen, darunter das Distinguished Service Cross. Zum Zeitpunkt von dessen Verleihung war er als vermisst gemeldet, sodass seine Mutter in Atlanta die Auszeichnung entgegennahm (s. Foto).

 

Das Eintreffen der 155 Amerikaner aus Moosburg im März 1943 führte in Rotenburg zu großen Raumproblemen, sodass die Aula in einen Schlafsaal mit Stapelbetten umgewandelt wurde und die sakralen Bänke weichen mussten. Dieser Raum, so schildert es Daniel in seiner Autobiografie „In the Presence of Mine Enemies“, hieß fortan "Yankee Stadium".

 

Die Briten, so Daniel, brachten ihnen bei, wie wichtig es für Kriegsgefangene ist, sich straff zu organisieren.

Und sie lehrten sie auch, wie es zu schaffen ist, dass die Regeln der Genfer Konvention beachtet werden.

 

Pfarrer Daniel berichtet von 21 britischen Kollegen. Mit Ausnahme von Pater Charlton waren sie alle

evangelisch. Unter ihnen war die ganze Bandbreite des Protestantismus vertreten: Baptisten, Methodisten, Anglikaner etc.

 

Dem jungen irischen Pfarrer William R. Clarke hatten sie die Organisation der sonntäglichen Gottesdienste übertragen. Dem in der kirchlichen Hierarchie höher positionierten Geistlichen, einem Schotten namens Duff, sei dies durchaus rechtgewesen. Als weiteren schottischen Amtsbruder nennt Daniel den Namen von Eric Rankin.

 

Die Reihen der Geistlichen in Rotenburg lichteten sich in der zweiten Jahreshälfte 1944, als mit der Invasion in der Normandie die Zahl der amerikanischen Kriegsgefangenen stark anwuchs

und britische Seelsorger zu deren Betreuung aus Rotenburg abgezogen wurden.

 

Im Lauf des Jahres 1943 kam Daniel zurück nach Moosburg, ehe er zu Jahresbeginn 1944 in das

niederschlesische Gefangenenlager Sagan verlegt wurde. Daniel schilderte auch seine Erinnerungen an den „berühmten Soldaten, Brigadegeneral C. N. Nicholson, den seine Männer Black Nick nannten“.

 

Mit Brigadegeneral Claude Nicholson, dem „Verteidiger von Calais“ hatte er intensive Gespräche geführt. „Er war brillant und faszinierend, aber anscheinend gab es etwas von großer Bedeutung, das ihn niederdrückte, was er aber nicht preisgeben wollte.“ Die Mitgefangenen hätten seinen Freitod auf seine quälenden Selbstvorwürfe wegen seiner Kapitulation in Calais zurückgeführt.