Hier ist ein Video (ca. 5 Minuten) zu sehen, das am Beispiel eines Fluchttunnels in Sagan eine Vorstellung vermitteln kann, wie ähnliche Fluchtversuche auch in Rotenburg angestellt wurden.

 

Die technische Gestaltung des Videos besorgte Karl-Heinz Riemenschneider

(Jakob-Grimm-Schule Rotenburg)

 

Das Foto (links) zeigt die Präsentation des Sagan-Videos in der Ausstellung

Hochschule hinter Stacheldraht.

Die Jakob-Grimm-Schule  Rotenburg an der Fulda 1939 bis 1945

im Kreisheimatmuseum in Rotenburg vom

16. November 2014 bis 8. Februar 2015.

 

  

 

Fluchttunnel Harry im Kriegsgefangenenlager Sagan (Stalag LUFT III) 1943/44

 

In Sagan gefangene alliierte Offiziere bauten zeitgleich drei Tunnel, die sie Tom, Dick und Harry nannten. 76 Offiziere konnten in der Nacht zum 25. März 1944 durch Tunnel Harry fliehen, bis auf drei wurden alle wieder eingefangen, 50 durch die Gestapo auf persönlichen Befehl Hitlers ermordet.

 

Die Flucht wurde 1963 unter dem Titel The Great Escape,  „Gesprengte Ketten“,  mit Steve McQueen in der Hauptrolle, verfilmt.

 

Von Leutnant Kenyon, der an den Fluchtvorbereitungen beteiligt war, stammen die Vorlagen für ein interaktives Diagramm, das wir hier in einer Bearbeitung als Video zeigen.

 

Es kann eine Vorstellung davon vermitteln, wie entsprechende Fluchtversuche auch in Rotenburg unternommen wurden.

 

Station Nr. 6:  Die Falltür                     

Als Zugang zum Fluchttunnel Harry baute man unter einem Ofen eine Falltür. Um den Ofen zu bewegen, konstruierten die Gefangenen eine mobile Bodenplatte und ein flexibles Ofenrohr, sodass die Bodenklappe innerhalb von 20 Sekunden zu öffnen und zu schließen war. Wenn im Tunnel gegraben wurde, brannte der Ofen, um die Wachen fern zu halten.

 

Nr. 7:  Der Einstiegsschacht

Der enge Einstiegsschacht führte 9 Meter in die Tiefe. Um Geräusche zu dämpfen, stopfte man Tücher in den Schacht.

 

Nr. 8:  Der Lagerraum

In diesem Bereich wurde allerlei Werkzeug gelagert, ebenso auch das für die Flucht Nötige, wie gefälschte Reisepapiere, Zivilkleidung und Proviant. Hier deponierte man auch den ausgebuddelten Sand, ehe er nach draußen gebracht werden konnte.

 

Nr. 9:  Das Abstützen der Tunnelwände

Tunnel Harry in dem sandigen Gelände zu bauen, bedeutete leichtes Graben, aber schwieriges Abstützen der Decken und Wände. Die Bretter dafür stammten aus den Betten der Gefangenen, sie maßen ca. 60 cm. Der über hundert Meter lange Tunnel war also nur 60 cm breit und 60 cm hoch.

 

Nr. 10:  Die Werkstatt             

In dieser Kammer wurden Grabwerkzeuge und Lampen hergestellt, hauptsächlich aus leeren Büchsen von Milchpulver. Für die 3 Tunnel wurden ca. 4.000 Bretter, 1.600 Betttücher und 1.400 Büchsen verbraucht.

 

Nr. 11:  Die Luftpumpe                

Für die Zufuhr von Frischluft bastelten die Gefangenen eine Pumpe mit einem Blasebalg aus Segeltuch.

  

Nr. 12: Die Bahn                 

Für den Personen- und Materialtransport wurde eine Bahn installiert. So konnten Tonnen von Sand hinausbefördert werden. Das Lager in Sagan war mit Absicht auf sandigem Untergrund errichtet, um einen Tunnelbau zu verhindern.

  

Nr. 13: Piccadilly Circus                     

Auf der Fahrt durch den Tunnel war Piccadilly die erste Station zum Umsteigen.

 

Nr. 14:  Die Beleuchtung

Aus erbeutetem Kabelmaterial installierte man elektrische Beleuchtung und zapfte die Stromleitung des Lagers an.

  

Nr. 15:  Leicester Square        

Die zweite Station zum Umsteigen erhielt den Namen Leicester Square. Von hier waren es 30 Meter bis zum Ausstieg in die Freiheit.

 

Nr. 16:  Der Ausstiegsschacht 

Tunnel Harry war versehentlich 10 Meter kürzer als geplant. Der Ausstieg lag zwar hinter dem Drahtverhau des Lagers, ging aber nicht bis zu dem Sichtschutz bietenden Baumbestand, sodass die Flucht zu früh entdeckt wurde.