John McIndoe  (1898-1995)

 

John McIndoe war einer der vier Maler, die 1939 von Neuseeland auf den europäischen Kriegsschauplatz geschickt wurden. Im Mai 1941 geriet er auf Kreta in Gefangenschaft.

 

Während der vier Jahre hinter Stacheldraht schuf er über 300 Bilder: Landschaften, Porträts und Sketche. Schon unmittelbar nach seiner Befreiung konnte er vom 9. bis 19. Mai 1945 einen Teil seiner Werke (60) in einer Ausstellung der Simpson Gallery  in London zeigen.

 

Über Lübeck und dann Warburg-Dössel, wo er von Januar bis August 1942 war, kam McIndoe im November 1942 ins Rotenburger Lager. Aufgrund seiner „guten Führung“ genoss er in Rotenburg einige Privilegien, wie er seine Biographin Jennifer Haworth wissen ließ (The Art of War. New Zealand war artists in the field 1939-1945, Christchurch 2007, S. 128).

 

So konnte er sich ohne Bewachung zu Maltouren durch Rotenburg und Umgebung aufmachen, wobei u. a. die Federzeichnung von Braach entstand (s. rechts auf dieser Tafel).

 

Viele von McIndoes Motiven sind Landschaften, in denen Stacheldraht, Wachtürme und Wachsoldaten eine große Rolle spielen. In den nach 1943 in Rotenburg geschaffenen Werken erkennt Haworth (S. 129) das Aufkeimen von Hoffnung aus der Trübsal des Vergangenen: „ein beschwörender Hoffnungsstrahl angesichts der Wende des Kriegsgeschehens.“

 

Nachdem McIndoe eine gewisse Fertigkeit erlangt hatte, Linolschnitte anzufertigen (s. die mit dieser Technik hergestellten Weihnachtskarten 1943 u. 1944), wandte er dieses Verfahren auch an, um Ausweise für Fluchtwillige herzustellen. Das Linoleum stammte aus dem Fußbodenbelag seines Quartiers in

der JGS. Die Tinte war eine Mixtur aus Kohlenstaub und dem Harz aus der Rinde eines Kirschbaums.

 

Für die Fälschung von Dokumenten benötigte Stempel fertigte er aus Kartoffeln an. Die direkte Beteiligung an einer Flucht kam für ihn selbst, von dem die Mitgefangenen als dem „camp forger“/Lagerfälscher sprachen, aufgrund seines Alters (Jahrgang 1898) nicht in Frage.

 

Einige seiner Bilder wurden noch während des Krieges nach England geschickt und im Mai 1944 in London

ausgestellt. 73 seiner Werke wurden im September 1944 in der Scottish National Gallery gezeigt.

 

Nach der Befreiung im April 1945 soll McIndoe in die JGS zurückgekehrt sein, um die dort von ihm versteckten Bilder zu holen, die er nicht in dem Rot-Kreuz-Behälter hatte unterbringen können, den er auf dem Evakuierungsmarsch mit sich führte.

 

Nach Neuseeland zurückgekehrt, fiel es ihm schwer, den beruflichen und privaten Alltag zu bewältigen. Weil ihn der Aufenthalt in geschlossenen Räumen noch immer wie ein Alptraum bedrückte, verbrachte er die Nächte phasenweise in einem Zelt.