The Prisoner of War - Britisches Rot-Kreuz-Magazin

 

Das Internationale Rote Kreuz (IRK) spielte schon bald nach Kriegsausbruch eine große Rolle für das Schicksal der Kriegsgefangenen. Zunächst dadurch, dass es bei der Erfassung und Weiterleitung der Namen der Kriegsgefangenen an die nationalen Behörden und Rotkreuzstellen mitwirkte.

  

Die zweite Tätigkeit, die das IRK von Genf aus für die Kriegsgefangenen ausübte, war die Lagerung und Auslieferung von Rotkreuzpaketen der nationalen Rotkreuzorganisationen. Außerdem vermittelte das IRK zwischen den Kriegsparteien bei Streit über die Auslegung der Regelungen der Genfer Konvention und inspizierte die Kriegsgefangenenlager.

 

Die Inspektionsberichte des IRK standen auch der Londoner Redaktion des Magazins „The Prisoner of War“  zur Verfügung, das mehrfach über die Offiziersgefangenenlager in Spangenberg und Rotenburg an der Fulda berichtete.

 

Der erste Bericht über Rotenburg erschien in der Ausgabe vom April 1943; er schildert die Situation im November 1942, drei Monate nachdem sich britische Kriegsgefangene in der Jakob-Grimm-Schule aufhielten:

„Es sind hier 423 Offiziere und 128 Ordonnanzen, einschließlich einer Reihe von indischen Offizieren. Das Lagersoll überfüllt sein. Die Heizung ist höchst unzulänglich. Die Versorgung mit Kohlen ist stark reduziert worden, und da viele Kriegsgefangene gesundheitlich angeschlagen sind und sich wenig körperliche Anstrengung zumuten können, ist diese Verknappung für sie sehr schmerzlich. […] Auf der Krankenstation arbeiten drei britische Ärzte, und ein Zahnarzt versieht seinen Dienst so gut er kann, er braucht aber mehr Instrumente. Es gibt eine große Turnhalle für Hallenspiele. Im Lager werden deutsche Filme gezeigt.“

  

In der Ausgabe vom Mai 1943 wird von einer Tauschbörse berichtet, die auf der Basis von Punkten arbeitet: „Wenn jemand von einer Sache mehr hat, als er braucht, wird ihm beim Verkauf eine bestimmte Summe von Punkten gutgeschrieben. Zum Beispiel: Ich brauchte zwei Garnituren leichte Unterwäsche, die ich auch bekam, und zwar aus feinstem Material. Dafür musste ich die 80 Punkte aus dem Verkauf von brauner Schuhcreme aufbringen, der vier Paar Schnürsenkel (120 Punkte), von einem Paar Socken (50 Punkte) und einer Rasierklinge (10 Punkte)."

 

Die August-Ausgabe 1943 brachte eine Zeichnung der JGS und Auszüge aus einem Brief vom 22. Mai 1943, dessen Schreiber sich bei Bauarbeiten außerhalb des Lagers einbringen konnte:

„Ich kann die psychologische Wirkung nach drei Jahren Kasernierung nicht angemessen beschreiben. Es war so, als ob man aus einer dunkeln Höhle ans Tageslicht kommt. Und man konnte herausfinden, dass man noch etwas mit seinen Händen machen kann.“

Des Weiteren wird die freundliche Genehmigung von Ausflügen auf Ehrenwort vermerkt, die zu dem anderthalb Meilen entfernten Badeplatz in der Fulda führten: „Jeden Tag gehen 80.“

 

In der November-Ausgabe 1943 erschien ein Foto der JGS-Straßenseite.

 

In der Mai-Ausgabe 1944 war wiederum ein offizieller IRK-Bericht abgedruckt. Beschrieben wurde das Eintreffen von Gefangenen vom italienischen Kriegsschauplatz und die zunehmende räumliche Enge: „Sogar Räume für Studium und Erholung werden anderweitig verwendet."  Bemängelt wurden Beleuchtung und Toiletten, ferner die mangelhafte Versorgung mit Heizmaterial - "und dies angesichts des vielen Steinfußbodens". Angesprochen wurde auch die unregelmäßige Auslieferung der Postsendungen.

 

Ein letzter Zustandsbericht wurde im April 1945 (!) abgedruckt, er bezieht sich auf die Situation im November 1944. Die Belegungszahlen lauten: 405 Offiziere und 56 andere Dienstränge.


„Im Lager ist jetzt alles zufriedenstellend organisiert, es wird aber ein Zustrom erwartet, der eine Überbelegung verursachen wird. Schlecht bestellt ist es um die Beleuchtung und die Heizung. Den Offizieren ist es fast täglich gestattet, zur Holzbeschaffung das Lager zu verlassen.“