Musik & Theater


Über den CVJM kamen die Lagerinsassen an Musikinstrumente. Deren Bedeutung für das Lagerleben bringt Peter Green auf die Formel: „Musik war eine der Sachen, welche den Leuten dazu verhalf, nicht verrückt zu werden.“ (S. 32) Es gab ein Orchester, das klassische Musik spielte, und auch ein Orchester, das

vornehmlich Unterhaltungsmusik intonierte.

 

Daneben wurde gemalt und Theater gespielt. Im Oktober 1944 kam es zu einer Inszenierung von Skakespeares „A Midsummer Night’s Dream“, es war die letzte größere Aufführung. Kein geringerer als Desmond Llewelyn spielte den Theseus. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, hatte er seine  Schauspielkarriere unterbrechen müssen. Nach dem Krieg übernahm er bedeutende Bühnen- und Filmrollen, u. a. in 17 James-Bond-Streifen, in denen er mit dem Codenamen Q die Figur von Major Boothroyd spielte, des genialen Tüftlers und Waffenmeisters von James Bond.

 

Einer der Garanten für das Gelingen des Theaterschaffens der kriegsgefangenen Offiziere war Michael Langham, der sich nach dem Krieg einen Namen als Bühnenchef am Broadway machte.

   

Leutnant John Jack Webber war - nach kurzem Aufenthalt im Offizierslager Spangenberg-Elbersdorf -  Ende September 1942 nach Rotenburg gekommen, wahrscheinlich wegen der Umquartierung aller Schwerverwundeten. Diese Maßnahme wurde durchgeführt, um die weniger belastbaren Kriegsgefangenen von einer in Spangenberg angeordneten Strafaktion zu verschonen. In Rotenburg wurde Webber ein eifriger Mime, der in Frauenrollen glänzte. So in der Rolle der Jeannie in der heiteren Komödie „Grouse in June“. Für Sport & Country  lieferte Leutnant Frank Slater Karikaturen der 12 Akteure dieses Stückes (veröffentlicht am 06.08.1943). Slater war auch ein eifriger Trommler und der Orchesterdirigent bei den vier Aufführungen vom 26. bis 29. April 1943 im Speisesaal der JGS.

 

Ein Programmblatt mit den Signaturen aller Beteiligten weist Jack Webber in der Rolle der Alice in Priestleys „The Roundabout“ aus. Manchmal dauerte es nur zwei Wochen, bis eine der Theatergruppen ein neues Stück auf die improvisierte Bühne im Speisesaal der Jakob-Grimm-Schule brachte.

 

Auch fern der Heimat spielten die verschiedenen Theaterteams die Stücke als „His Majesty’s Theatre at Oflag IX A/Z, Rotenburg an der Fulda“. Die Webseite http://theatricalia.com erfasst die Bühne der Rotenburger britischen (und amerikanischen) Offiziere als zweiten Spielort des Lustspiels von N. C. Hunter und nennt mit Michael Maude auch den Namen des für das Unterhaltungsprogramm im Oflag IX A/Z Verantwortlichen. 

 

In dem Magazin Sport & Country ließ Maude neben dem Karikaturenblatt einen Aufruf veröffentlichen, in dem er darum bittet, Texte von Stücken zur Verfügung zu stellen für ein Ensemble von maximal 15 Akteuren, von denen höchstens fünf Frauenrollen sein dürfen.